digitale Identitäten
Meine Werke sind Porträts der heutigen Zeit. Ich hinterfrage die Selbstinszenierung unserer Gesellschaft im Internet und porträtiere diese.
Durch die Malerei wird die Spur der Menschlichkeit betont, mit einem kritischen Blick auf die Oberflächlichkeit unserer Zeit.
„ootd“130 x 75 cmÖl auf Leinwand2023
Die heutige Gesellschaft ist von einer Überfülle an Informationen, Reizen und Möglichkeiten geprägt. Durch die ständige Verfügbarkeit von Technologie, den sozialen Medien und der ständigen Vernetzung sind wir einer kontinuierlichen Informationsflut ausgesetzt. Diese Überfülle und die Überlagerung aller Einflüsse mit Schwerpunkt auf unser Schönheitsideal, ist das Thema meiner Arbeit. Weiterhin kann man im Kontext der Wahrnehmung sagen, dass die ständige Reizüberflutung in unserer heutigen Gesellschaft zu einer Oberflächlichkeit führt, in der die Fähigkeit zur tiefgehenden Wahrnehmung und zur Schönheitsempfindung beeinträchtigt und nachhaltig von unnatürlichen Idealen geprägt wird. Was ist Schönheit? Wie verändert sich der Schönheitsbegriff durch die digitalen Medien? Die Bilderflut der Medien, die Schnellebigkeit der digitalen Kommunikation und die immerwährende Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken mit der Betonung auf den perfekten Körper und Filter, die unseren Körper so aussehen lassen, führen dazu, dass wir kaum noch die Schönheit für uns selbst definieren. Eine kritisierende Haltung empfinde ich zudem im Bezug auf unsere transparente Internetgesellschaft, in der alles und jeder überwacht, ausgestellt und archiviert wird. Können wir uns selbst und unsere Umgebung durch die permanente Überwachung und Selbstdarstellung
noch authentisch wahrnehmen und fühlen? Dabei geht die Wahrnehmung für die natürliche Schönheit Schritt für Schritt verloren und verwandelt sich immer weiter zu einem künstlichen Schönheitsideal, fern ab der Menschlichkeit. An dieser Stelle ist das Medium der Malerei meine Rettung, denn in Ihr wird die Fähigkeit zur Langsamkeit, zur Konzentration und zur Achtsamkeit deutlich. Eine Rückbesinnung auf Entschleunigung, um die Sinne wieder zu öffnen und die Abkehr von der ständigen Verfügbarkeit und Reizüberflutung, um Raum für eine tiefgehende Wahrnehmung zu schaffen. Es ist ein Blick, der die heutige Gesellschaft kritisiert, die von Oberflächlichkeit und Reizüberflutung geprägt ist. Im Internet findet man unzählige Fotos, welche die Instagram-typische Selbstinszenierung des Körpers unter dem Hashtag #ootd „outfit of the day“ zeigen, bei der das Gesicht durch das Handy verdeckt wird und der Fokus auf den Körper und das Outfit gelenkt wird. Ein Trend, dem viele junge Menschen folgen und eine Einheitspose, die unsere heutige Gesellschaft darstellt. Mein kritischer Blick richtet sich auf das Schönheitsideal des Metaversums und wie sich Menschen darin präsentieren, indem sie dem Mainstream folgen und gleichzeitig aber auch ein Individuum sein wollen. Individuum beschreibt, dass ein Mensch sich von anderen Menschen unterscheidet, also nicht konform ist. Genau das geht verloren, wenn man als Individuum einem solchen Trend beisteuert.
Ich spiele mit der Verfremdung, Verzerrung und Überlagerung. Dabei verweise ich auf den Transzendenzhumanismus und die Transformation im digitalen Zeitalter.
Meine Werke vereinen zwei sich gegenüberstehenden Ästhetiken. Es gibt Momente des Sinnlich und Schönen und wiederrum Momente des Künstlichen und Morbidem. Für mich ist diese Koexistenz genauso wichtig wie die Koexistenz von Malerei und digitalen Medien. Grundsätzlich gegensätzlich, aber sie beflügeln sich genau dadurch. Ich möchte damit auf die Dualitäten aufmerksam machen. Daß es zu jedem Ding eine zweite Seite gibt oder daß sich jedes Problem von zwei verschiedenen Seiten aus betrachten läßt.